DER FILM
Auch wenn sich in Juraj Herz’ zweitem Spielfilm der Schrecken langsam und bedächtig anschleicht, trifft er einen, auch wenn man ihn irgendwann kommen sieht, dennoch wie ein Faustschlag ins Gesicht. So beiläufig legt er das Monströse hinter der vermeintlich harmlosen Fassade eines Biedermanns frei, dass man, bemerkt man es schließlich, ihm schon längst in die Falle gegangen ist: der wahre Schrecken steckt in der Erkenntnis, dem Monster viel näher (gekommen) zu sein, als man dachte. Mit DER LEICHENVERBRENNER gelang Juraj Herz eine bitterböse Parabel über Faschismus, Mitläufertum und Opportunismus, die einen nicht wieder loslassen wird. Menschliches Versagen kam selten hässlicher daher.
INHALT
„Think big!“ oder: Faschismus beginnt im Kopf…
Prag, Ende der 1930er: Karl Kopferkingl führt ein perfektes Leben: Alles darin ist sauber und hat seinen Platz. Er liebt die Arbeit so innig wie seine Familie, kümmert sich um seine Frau und die beiden Kinder genauso rührend wie um die Toten, die er täglich einäschert. Dank seiner buddhistischen Überzeugung, dass die Verbrennung das irdische Leid verkürzt, geht er seiner Arbeit denn auch mit Begeisterung nach. Die Rechnung dabei ist simpel: während ein Leichnam im Sarg jahrelang verrottet, dauert eine Einäscherung nur 90 Minuten – sozusagen das Expressticket ins Himmelreich. Bislang leistete er zufrieden im kleinen Rahmen seinen Beitrag. Doch als ihm ein alter Freund von einer Partei erzählt, die gerade in Deutschland große Erfolge feiert, stellt sich für ihn plötzlich die Frage, ob er wirklich schon genug Erlösungsarbeit leistet…
DVD
Bonusmaterial:
– Ausflug mit dem Regisseur zu den Drehorten in Prag und Pardubice (ca. 30 Min.)
– Audiokommentar mit Regisseur Juraj Herz
– Kurzinterview mit Juraj Herz über seine Karriere danach (ca. 11 Min.)
– Booklet mit einem Essay von Adam Schofield und einem langen Interview mit Juraj Herz
PRESSESTIMMEN
„Ein völlig alleinstehendes Werk in der Filmgeschichte… Ein Meisterwerk in ruhigen Bildern, expressionistischem Schwarzweiß und orchestralen Tönen, aber auch wildesten Bildkompositionen, fließenden, scheinbar schnittfreien Szeneriewechseln, subjektiven Weitwinkelkameraperspektiven und bedächtig gesprochenen Ungeheuerlichkeiten, an deren Ende alle zum Opfer werden, der Krematoriusmvorarbeiter aber zum Reiniger der Welt. “
„Der jüdisch-slowakische Regisseur, der später vor allem mit Märchenfilmen bekannt wurde und auch in Deutschland inszenierte, hat sich mit seinem „Leichenverbrenner“ in den Annalen des anspruchsvollen politischen Horrorfilms verewigt “
„Wirkt Der Leichenverbrenner auf den ersten Blick wie ein experimenteller und satirisch überspitzter Horrorfilm, der exaltiert und ohne jeglichen Realismus das Psychogramm eines geisteskranken Massenmörders, so ist er auch ein politisches Manifest gegen jede Form der Unterdrückung.“
„DER LEICHENVERBRENNER ist ein wahrlich beklemmender Bastard aus Satire, Drama und blankem Horror. Der wahnsinnige Zwillingsbruder von Qualtingers Herrn Karl lehrt uns das Fürchten vor betörend schönen, surreal anmutenden Schauplätzen in Prag, kurz vor dem Einmarsch der Nazis. Ein vergessenes Meisterwerk in expressionistischem Schwarz/Weiß, von unserem Lieblings-Label Bildstörung aus der Versenkung geholt. Danke dafür!“